vergeben sie mir, maestra, aber
ich haßte sie und ihr klavier,
die teppichdumpfen mittwochnachmittage,
die falben klepper –
zähne, die gebleckte tastatur,
zögernd vor einem haus,
an dem der efeu seine partitur
bis über alle rinnen wuchern ließ,
dem butzenglas der tür, wo sich das licht
brach, dann zu bündeln schien, zu schwimmen,
bis etwas großes durch den brunnenschacht
des hausflurs stieg, bis sie, madame, erschienen,
perfekt und streng wie eine fuge
auf mich heruntersahen, sich erbarm-
ten und mir öffneten, den boogie woogie
für anfänger unterm arm.
wie gut ich heute ihre ungeduld
verstehen kann. die tonleitern, die längst
verklungenen akkorde – unvermittelt
kehrt alles wieder, wenn ich dem Gespenst
ihres parfums, schwer wie letzter akt,
im bus oder supermarkt
begegne: dieser unerbittliche takt
des metronoms mit seinem eichensarg,
aus dem ein dürrer totenfinger kam,
die pendeluhr, die fotos an der wand,
davor das schwarzlackierte ungetüm,
in dem sie etwas hören konnten, was ich nicht verstand,
all die zweiviertel – und dreisechstel –
etüden, jene schimmern –
de lampe tee auf dem tisch. und ich verwechsle
noch immer schubert und schumann.
Jan Wagner