Wie jeden Frühling gehe ich von meiner Wohnung auf den nahen Hausberg. Es ist zwar kein eigentlicher Gipfel. Ein Felsaufschwung am Bergrücken. Man nennt so etwas eine Kanzel mit wunderbarem Ausblick über das ganze Talbecken. Am Steig, knapp unterhalb dieser Kanzel fliegt mir „Etwas Großes“ mit viel Lärm entgegen und landet oberhalb von mir hinter einer Fichte. Ich denke, das muss ein Auerhahn sein. Ich habe schon öfter in einsamen Wäldern Auerhennen gesehen, aber noch nie einen Hahn. Kenne nur sein Balzverhalten aus Internetvideos, oder Filmen. Ich höre hinter dieser Fichte bereits diese typischen Balzrufe und das rascheln der Federn. Ich, rasch entschlossen hole mein Handy aus der Tasche, schalte Foto ein und mache mich ganz leise auf die Pirsch um diese Fichte herum. Vielleicht gelingt es mir diesen scheuen Vogel zu fotogarfieren. Dann passiert, womit ich nicht gerechnet habe. Nicht ich bin der Jäger, sondern der Vogel und ich der Gejagte. Er prescht mit lautem Getöse durch die Fichtenzweige und stürmt auf mich zu. Schnell, zwei, dreimal auf den Auslöser gedrückt und bin gleich auf den Steig zurück, wo meine Wanderstöcke liegen. Falls er mich anspringen sollte, so könnte ich mich wenigstens verteidigen. Aber, mit dem Stock vor dem Vogel hin und her schwenkend denke ich, er meint dann, ich sei ein toller Kampfgenosse. Und so nehme ich lieber schnell auf, was ich da liegen habe und laufe auf dem Steig bergauf davon….
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